1920/2020 – Kärntner Landesfestakt im Zeichen von Gedenken, Miteinander und Zukunft

Festreden von LR Gruber, LT-Präs. Rohr, VK Kogler, BM.in Raab, Bgm.in Mathiaschitz und Volksgruppenvertreter Jug

Klagenfurt (OTS/LPD) 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung – Im Klagenfurter Landhaus fand heute, Samstag, der große Festakt zum 10. Oktober statt. Im Großen Wappensaal und im Landhaushof haben sich rund 250 Gäste zusammengefunden, unter ihnen auch hochrangige Delegationen um Bundespräsident Alexander Van der Bellen und den slowenischen Staatspräsidenten Borut Pahor sowie die gesamte Kärntner Landesregierung um Landeshauptmann Peter Kaiser. Weil das geplante „Fest der Täler“ wegen Covid-19 abgesagt werden musste, präsentierten sich die Täler in filmischen Beiträgen in ihrer Vielfalt. Eingegangen wurde auch auf die Erfolgsgeschichte der Konsensgruppe und Bachmannpreisträgerin Maja Haderlap las zwei Gedichte. Österreichweit via ORF 2 und im Livestream auf den Kommunikationskanälen des Landes konnte die Bevölkerung den Festakt mitverfolgen.

Landesrat Martin Gruber hob das „CARINTHIja 2020“-Projekt „Brücken bauen – gradimo mostove“ als besonders starkes Symbol hervor. In den letzten Jahrzehnten sei es gelungen, symbolisch Brücken zu bauen über frühere Gräben. „Aus Kontrahenten, die sich vor 100 Jahren bekämpft haben, sind Partner geworden, die sich gemeinsamen Problemen und Herausforderungen stellen.“ Noch nicht alle Gräben seien überwunden worden. „Aber gerade deshalb ist dieses ‚Brücken-Bauen‘ weiterhin ein Auftrag, an dem wir arbeiten müssen, auf beiden Seiten.“ Neben dem gemeinsamen Erinnern an die Menschen, die ihre Heimat verteidigt und bei der Volksabstimmung mit Weitblick und Mut eine Entscheidung für die Einheit des Landes getroffen haben, müsse man aus der Vergangenheit auch Lehren für die Zukunft ziehen. Es gelte, das Land gemeinsam weiterzuentwickeln, aber dabei die Werte und Traditionen, die es ausmachen, nicht aus den Augen zu verlieren. Gruber wünscht sich, dass die nächsten Generationen in einem Kärnten aufwachsen, das sich nicht mehr als Grenzland, sondern im Herzen der Alpen-Adria-Region sieht. „Meine Kinder sollen einmal so wie ich sagen, dass sie ihre Heimat lieben und dieses Kärnten, mit all seiner Vielfalt, im Herzen tragen.“

„Desto mehr Ballast man gemeinsam bewältigt, desto positiver kann man in die Zukunft gehen“, betonte Landtagspräsident Reinhart Rohr in seiner Festrede. Er blickte zurück auf den historischen Erfolg des 10. Oktobers 1920 für ein freies, ungeteiltes Heimatland, aber auch auf die entstandenen Gräben und Bruchlinien in der Bevölkerung, die mühsam im Dialog aufgearbeitet werden mussten. „Heute bestimmen wir unseren gemeinsamen Weg selbst und in guter Nachbarschaft. Wir richten unseren Blick nach vorne“, so Rohr. Für ihn liegt Kärnten als Drehscheibe im Herzen von Europa und des Alpen-Adria-Raumes.

Vizekanzler Werner Kogler dankte Staatspräsident Borut Pahor ganz besonders für seine Teilnahme am Festakt. Er hob den Wert von Mehrsprachigkeit und Vielfalt für Bildung und Kultur hervor und auch den Beitrag slowenischsprachiger Künstlerinnen und Künstler für den Erhalt des Slowenischen in Kärnten. Er freue sich, dass nunmehr auch mehr Mittel des Bundes für die zukunftsträchtige Entwicklung der Volksgruppen zur Verfügung stehen. Zurückblickend verwies der Vizekanzler auf nicht eingehaltene Versprechen nach der Kärntner Volksabstimmung, auf großdeutsche Agitationen sowie auf den Beitrag des slowenischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus als eine der Grundlagen der Zweiten Republik. Kogler hob in seiner Rede aber vor allem auch die gute Nachbarschaft, das Friedensprojekt EU und den Weg des Miteinanders hervor.

Die für Volksgruppen zuständige Bundesministerin Susanne Raab sagte, dass der 10. Oktober nicht nur für Kärnten, sondern für ganz Österreich ein historischer Tag sei. Dass erstmals ein slowenischer Staatspräsident an der Feierlichkeit teilnehme, sei ein sichtbarer Beleg für ein neues Miteinander. Raab dankte Pahor namens der Bundesregierung für diese wertvolle Geste. Die Ministerin betonte, dass alle sechs Volksgruppen in Österreich wichtiger Teil der Identität, Geschichte und des Selbstverständnisses der Republik seien. „Ihren Bestand nachhaltig zu sichern und ihre Entfaltung zu unterstützen, ist unsere Verantwortung.“ Raab verwies in diesem Zusammenhang auf die Verdoppelung der Volksgruppenförderung und auf die Abstimmungsspende des Bundes für Kärnten.

Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz spannte den Bogen von der Kärntner Volksabstimmung 1920 hin zur Volksabstimmung über den EU-Beitritt Österreichs. Als Beispiel, wie man Grenzen in den Köpfen überwinden könne, nannte sie die Städtepartnerschaft zwischen Klagenfurt, Nova Gorica in Slowenien und Gorizia in Italien. Gäste aus beiden Städten konnte sie beim Festakt begrüßen. „Lernen wir aus der Geschichte und lernen wir voneinander, dann wird es uns möglich, selbst Geschichte zu schreiben“, sagte die Bürgermeisterin.

Manuel Jug, Obmann vom Zentralverband slowenischer Organisationen in Kärnten/Zveza slovenskih organizacij na Koroškem, sagte, dass die Volksabstimmung als historischer Akt der Selbstbestimmung anerkannt werden müsse und nicht in Zweifel gestellt werden dürfe. Von Nationalsozialisten und Kommunisten sei die Volksabstimmung missbraucht worden. Es seien Hass, Misstrauen, Anfeindungen, die Ablehnung der slowenischen Sprache erfolgt. Heute seien die großen Konflikte überwunden und neue Perspektiven entstanden. Jug hob die Ortstafellösung mit der Öffnungsklausel, die Konsensgruppe und auch die kürzlich erfolgte Verdoppelung der Volksgruppenförderung hervor.

Bei der Festsitzung waren auch Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer, der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Elisabeth Köstinger, die slowenische Ministerin für Auslandsslowenen, Helena Jaklitsch, die Landtagspräsidenten Jakob Strauß und Josef Lobnig, die Kärntner Regierungsmitglieder LHStv.in Beate Prettner, LHStv.in Gaby Schaunig, LR Daniel Fellner, LR.in Sara Schaar und LR Sebastian Schuschnig, die österreichische Botschafterin in Slowenien, Elisabeth Ellison-Kramer, die slowenische Botschafterin in Österreich, Ksenija Škrilec, und der slowenische Generalkonsul Anton Novak anwesend.

Ebenfalls anwesend waren zahlreiche Vertreter der Heimatverbände und Slowenenorganisationen, vom Österreichischen Bundesheer, der Polizei und den Einsatzorganisationen. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Militärmusik Kärnten unter der Leitung von Dietmar Pranter, Mešani Pevski Zbor J.P. Gallus unter der Leitung von Mario Podrečnik, vom Kammerchor Klagenfurt Wörthersee unter der Leitung von Günter Wallner und von den Young Roses.

(Schluss)

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