Corona und Tourismus – Versuch einer ersten Zwischenbilanz

Wien (OTS) Seit über 9 Monaten verändert Corona die Welt, ihre Menschen, deren Zusammenleben und nicht zuletzt die lokale und globale Wirtschaft. Ein Ende der Pandemie ist nicht wirklich in Sicht bzw. völlig ungewiss – auch 2021 wird maßgeblich durch Covid-19 geprägt sein, die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen werden noch jahrelang heftig nachwirken.

Der Tourismus ist in dieser globalen Gesamtentwicklung letztlich nur ein „Stein“ im globalen „Wirtschafts-Ozean“ – freilich einer, der enorme Wellen schlägt. Die beispiellose Vernetzung des Tourismus mit anderen Branchen – in guten Zeiten stolz als Multiplikatorwirkung bezeichnet – entfaltet in einer Pandemie ihre ganze Dramatik in die entgegengesetzte Richtung und entfacht den „perfekten“ Sturm: Ohne Reisefreiheit kein Tourismus, damit aber auch kein Flugverkehr, keine Flughäfen, keine Handelsumsätze, keine Umsätze bei Vorleistern, keine Steuereinnahmen. Gerade weil der Tourismus als Primärsektor mit am stärksten von Corona betroffen ist, geraten auch diese Wechselwirkungen und „Infektionen“ anderer Wirtschaftsbereiche besonders heftig.

Aktuell erscheinen weltweit in großer Zahl erste „Bewertungen“ der gesamtwirtschaftlichen und tourismusspezifischen Ausfälle durch Covid: Diese Berechnungen – kaum eine davon ist wirklich abgesichert – zeigen Ausfälle für Österreichs Tourismus in den ersten 9 Monaten zwischen 25 und 80 % – je nach Region und Betriebstyp. Solche Werte sind freilich immer aggregiert und werden damit den einzelnen destinationsspezifischen oder einzelbetrieblichen Entwicklungen nicht gerecht.

Bei conos können wir in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden im gesamten Alpenraum über diese ersten Monate der Pandemie im Zeitraum Ende Mai bis Ende September folgende Entwicklungen feststellen:

  • Ost schlug West: Die traditionell hohen Inlandsanteile der östlichen Bundesländer, gepaart mit den dort relativ geringen betrieblichen Kapazitäten entpuppten sich heuer als strategischer Vorteil.
  • Top-Resorts und Chaletdörfer waren die Sieger: Zwei Betriebstypen hatten einen „Jahrhundert-Sommer“: Top-Ferienanlagen im 4S und 5 Sterne Bereich sowie luxuriöse Chalet(-dörfer) verzeichneten Sensationsauslastungen und -erträge und hatten vielfach den besten Sommer aller Zeiten – ohne Reisewarnungen ab Ende September wäre diese Entwicklung auch bis tief in den Herbst hinein weiter gegangen!
  • Die Städte als lebende Tote: Allseits bekannt, in ihrer Dramatik aber beispiellos ist der melt down in Wien und praktisch allen Landeshauptstädten. Ohne internationale Märkte, ohne Kongresse, ohne Events ist deren Geschäftsmodell praktisch vollständig zum Erliegen gekommen, Reisewarnungen besorgten den Rest: Ausfälle von 80 und mehr Prozent lassen kein Wirtschaften mehr zu. Alleine in Wien aber auch in München sind über 50 % der Hotel- und Gastronomie-Betriebe geschlossen; es bleibt unklar, wie viele davon für immer vom Markt verschwinden werden – mit allen wirtschaftlichen Konsequenzen für Betriebe, Mitarbeiter und Standortregionen.

Ein Ausblick auf die nächsten Wochen und Monate aber auch Jahre gerät – aktuell – leider sehr düster:

  • Bestehende Reisewarnungen für auf Hauptherkunfts-Märkten als „Image-Träger“ wahrgenommene Regionen (namentlich Tirol und Wien) haben jedes Geschäft abrupt zum Erliegen gebracht. Der „pick up“ in den Beherbergungsbetrieben liegt vielfach bei „Null“. Nach einem noch sehr guten September wird der Oktober vielfach ein Totalausfall.
  • Prognosen für den kommenden Winter sind seriös kaum anstellbar: Ginge man nach den Vorbuchungen würde er furchtbar; andererseits werden die Menschen auch in diesem Winter Berge, Schnee und Schi nicht missen wollen; sie werden sich wohl sehr kurzfristig entscheiden. Reisewarnungen bzw. deren Aufhebung werden zentrale „game changer“ in diesem Winter sein. Vor diesem Hintergrund gerät die immer wieder thematisierte Frage des „Après-Ski“ ohnehin zur Petitesse. Den Städten steht ein weiteres „Horror-(Halb-)jahr“ bevor – so viel ist leider sicher.
  • Mittelfrist-Prognosen scheinen treffsicherer, jedoch ebenso wenig erfreulich: es ist tatsächlich nicht davon auszugehen, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren auch nur annähernd Vor-Covid-Niveaus erreichbar sein werden: für die Städte ist dieses Szenario noch gewisser als für die Land-Destinationen; wir werden teils dramatische Marktbereinigungen erleben: Vieles wird „zusperren“ und nicht mehr aufgehen; daran werden auch staatliche Hilfssysteme – die ja nicht ewig und ohne Limit bereitgestellt werden können – nichts ändern können.

Auch, wenn es uns allen lieber wäre: Es gibt keinen wirklich optimistischen Ausblick auf die nächsten Monate und Jahre, außer jener, dass es einzelbetrieblich und auf Ebene einzelner Destinationen – wie seit jeher – immer positive Ausreißer geben kann und wird (bzw. solche mit weniger dramatischen Entwicklungen). Dies ist erfreulich und gut – aber eben die Ausnahme. Für alle anderen gilt: Covid mischt die Karten in Gesellschaft und Wirtschaft wohl tatsächlich und nachhaltig neu: Jeder einzelne Mensch, jeder Unternehmer und nicht zuletzt die Politik werden erkennen müssen, dass das Denken in immer neuen Rekorden – jedenfalls auf die nächsten Jahre – beendet ist: „Schneller – höher – stärker“ wird vorerst abgelöst durch „weniger ist mehr“.

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