Erneuerbaren Ausbau kann nicht warten

Oesterreichs Energie Präsident fordert Politik zum Handeln auf, der Erneuerbaren-Ausbau muss trotz Neuwahl sichergestellt sein

Wien (OTS) Österreichs E-Wirtschaft ist bereit für Investitionen und appelliert deutlich an die Politik, dass Bekenntnissen zum Klimaschutz rasch gesetzliche Maßnahmen folgen müssen: „Die E-Wirtschaft versorgt ihre Kunden bestens, hat die Chancen des Wandels der Energiewelt erkannt, investiert und plant für eine gute Zukunft Österreichs. Aber: Klimaschutz verträgt keine Pause. Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren, wir brauchen dringend entsprechende gesetzliche Vorgaben für mehr sauberen Strom“, erklärte Leonhard Schitter, Präsident von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der E-Wirtschaft. „Österreich kann sich eine Politik der Verzögerung schlicht nicht leisten“, so Schitter weiter.

Laut der geltenden Klima- und Energiestrategie soll Österreich bis 2030 seinen Stromverbrauch zu 100 Prozent mit sauberem Strom aus dem Inland decken. Das Jahr 2019 ist für die Erreichung dieses Zieles entscheidend, hätte doch das Erneuerbaren Ausbau Gesetz noch vor dem Sommer in Begutachtung gehen sollen. Doch eine nun akut drohende weitere Verzögerung bei notwendigen legistischen Maßnahmen, betrachtet die E-Wirtschaft als herben Rückschlag für den Klimaschutz und die Erfüllung der Ziele der Klimakonferenz von Paris .

„Wir appellieren an das BMNT weiter an dem Gesetz zu arbeiten und die Zeit zu nützen, um Experten zu hören und dem Thema den entsprechenden Stellenwert in der politischen Ausrichtung Österreichs zu geben“, so Schitter.

Die dringlichsten Maßnahmen fasst die E-Wirtschaft in drei Punkten zusammen:

  • Flexible Marktprämie auf Basis von technologiespezifischen Ausschreibungen zur Incentivierung des Ökostromausbaus aller Technologien (PV, Wind und Wasserkraft)
  • Ein Abbau der Warteschlange Wind- und Wasserkraft
  • Kurzfristige Maßnahmen, um zu verhindern, dass Stillstand einkehrt, könnten auch rasch mit parlamentarischer Mehrheit vorgezogen werden, zum Beispiel: Der Entfall der Eigenstromsteuer bei PV (ist schon im Begutachtungsentwurf zur Steuerreform enthalten)

Grundsätzlich sei die Ausgangslage gut, betont Schitter.

Österreichs E-Wirtschaft ist Erneuerbaren-Leader der EU

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im Inland beläuft sich auf fast drei Viertel, thermische Kraftwerke liefern rund ein Viertel des Stroms. Zum Vergleich: Im europäischen Schnitt stammen etwa 30 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren, beinahe die Hälfte aus thermischen Kraftwerken und gut ein Viertel aus Kernenergie. „Österreich hat von allen EU-Staaten damit den höchsten Anteil erneuerbarer Energien im Strom“, so Schitter. „Allerdings dürfen wir uns hier nichts vormachen. Wir sind gut, was den Anteil an Erneuerbaren anbelangt und die E-Wirtschaft leistet ihren Beitrag zum weiteren Ausbau. Wir müssten jedoch noch viel schneller sein, um die Klimaziele zu erreichen. Dazu braucht es politische Entscheidungen und ein taugliches Gesetz.“

Der Inlandsstromverbrauch betrug 2018 exklusive Pumpspeicherung 71,3 Terawattstunden (TWh), das sind 0,3 Prozent mehr als 2017 bei einem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent und einem Bevölkerungswachstum um 0,43 Prozent auf 8,86 Millionen Menschen. Damit setzte sich die Entkoppelung von Stromverbrauch und Wirtschaftswachstum auch 2018 fort, nicht zuletzt durch Energieeffizienzmaßnahmen. Die Netto-Stromimporte beliefen sich 2018 auf 8,9 TWh, das entspricht 12,5 Prozent des Stromverbrauchs. 2017 betrugen die Netto-Stromimporte 6,7 TWh oder 10,6 Prozent des Inlandsstromverbrauchs. Schitter: „Die Abhängigkeit Österreichs von Stromimporten ist aufgrund der Verzerrung des Energy-only-Marktes beim Strom erneut enorm angestiegen.“

Wasserkraft ist weiter Österreichs wichtigste Ressource zur Stromerzeugung, aber auch Wind und Sonne legen zu

Herzstück der österreichischen Stromerzeugung ist die Wasserkraft. 2017 waren laut E-Control Bestandsstatistik insgesamt 93 Laufwasserkraftwerke über zehn MW mit einer installierten Leistung von knapp 4500 MW in Betrieb. Österreich verfügt über 66 Speicherkraftwerke mit einer Leistung über zehn MW und 8256 MW Engpassleistung, die ebenfalls größtenteils von Mitgliedern von Oesterreichs Energie betrieben werden. In Summe betrug die Engpassleistung aller österreichischen Kraftwerke im Jahr 2017 rund 25.414 MW. Davon entfielen 5.714 MW auf Laufkraftwerke, 8.436 MW auf Speicherkraftwerke und 7.183 MW auf thermische Kraftwerke. Die Engpassleistung der installierten Windkraft lag bei 2.887 MW, jene der PV bei 1.193 MW.

Kraftwerksvorhaben mit 10 TWh Erzeugung erneuerbarer Energie

Die Unternehmen der E-Wirtschaft planen und projektieren aktiv für eine zur Gänze erneuerbare Stromversorgung. In Bau sind aktuell 21 Wasserkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von 713,4 MW und einer Jahresstromerzeugung von etwas über einer TWh. In Planung sind Wasserkraftprojekte mit einer Leistung von 2827,7 MW und einer Erzeugung von 3158 GWh. Gemeldet wurden zusätzlich Konzepte mit einer Gesamtleistung von 1040 MW und 330 GWh Erzeugung. Schitter: „Mit der Realisierung der aktuellen Projekte der E-Wirtschaft decken wir schon beinahe die Hälfte des Ausbauvolumens bis 2030 ab. Das ist eine der wichtigsten Grundlagen, damit Österreich das Ziel von 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien schafft.“

In Planung befinden sich Windanlagen mit 614,3 MW Leistung und 1719,3 GWh Stromproduktion pro Jahr. Zusätzlich gibt es Konzepte für Windanlagen mit 1083,5 MW Leistung und 2781 GWh Stromerzeugung bei den Unternehmen der E-Wirtschaft. Im Bereich der Photovoltaik sind 6,2 MW mit einer Erzeugung von 6,2 GWh in Bau, sowie 28,5 MW Leistung und 28,5 GWh Erzeugung in Planung. Konzepte existieren für weitere 1245 MW und 1362 GWh. In Summe ergeben die Projekte eine Jahresstromerzeugung von erwarteten 10 TWh.

Netzbetreiber investieren in die Zukunft

Als Investitionen in die Zukunft der Energieversorgung, haben die großen österreichischen Netzbetreiber bereits eine Vielzahl von Projekten angestoßen. Insgesamt summieren sich die aktuell geplanten Netzinvestitionen bis 2030 nach einer Branchenumfrage von Oesterreichs Energie auf über 10 Mrd. Euro und fast 23.000 km neue, bzw. ertüchtigte Stromleitungen der verschiedenen Netzebenen. Nicht enthalten in dieser Summe sind die für die Energiewende notwendigen ergänzenden Investitionen zur Erfüllung der Klima- und Energiestrategie von erwarteten 8,5 Mrd. Euro. Schitter: „Die österreichischen Netzbetreiber erfüllen mit ihren aktuellen Vorhaben bereits zwei Drittel des erwarteten Investitionsbedarfs für 100 Prozent erneuerbaren Strom 2030. Das ist eine wichtige Vorleistung, für einen Ausbau in der benötigten Größenordnung braucht die E-Wirtschaft aber bessere Bedingungen seitens der Regulierungsbehörden und ein neues System der Netztarifierung.“ Oesterreichs Energie sieht den Ausbau und die Ertüchtigung der Verteilernetze und auch der Übertragungsnetze als entscheidenden Faktor für das Gelingen der Umstellung des Stromsystems auf erneuerbare Energien.

E-Wirtschaft: wettbewerbsstark und innovativ

Als „erfolgreich in einem sich rasch wandelnden Umfeld“ sieht Schitter die wirtschaftliche Performance der E-Wirtschaft. Die Strom-Großhandelspreise legten im Jahr 2018 in Folge steigender Rohstoffpreise zu. Österreichs große Elektrizitätsunternehmen verzeichneten 2018 bei unternehmensspezifisch unterschiedlichen Ausgangsbedingungen insgesamt eine hervorragende Performance. Geringere thermische Produktion und schwache Wasserführung führten bei einigen Mitgliedsfirmen von Oesterreichs Energie zu Umsatzrückgängen, die durch gute Entwicklung anderer Bereiche, wie beispielsweise Handel & Vertrieb und Energiedienstleistungen, branchenweit gut kompensiert wurden, sodass viele Unternehmen sehr gute Ergebnisse erzielen konnten. Die Innovationsbereitschaft der E-Wirtschaft dokumentiert unter anderem der neue Jahresbericht von Oesterreichs Energie, der anhand von 12 Projekten aufzeigt, wo in Österreich die Energiezukunft schon heute sichtbar wird. Die Beispiele reichen von intelligenter Steuerung über modernste Batteriespeicher, ersten Sektorkopplungs-Anlagen und Power-to-X-Systemen bis zu Blockchain-Anwendungen und auf bestimmte Branchen, wie den Tourismus, zugeschnittene Konzepte.

Strompreise steigen marktkonform

2018 gab es eine leichte Zunahme der Strompreise, ausgelöst durch Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern und die Trennung der Strompreiszone mit Deutschland. Die Haushaltsstrompreise in Österreich erhöhten sich 2018 von 19,78 Cent auf 20,12 Cent im Halbjahresschnitt. Im EU-Schnitt lagen die Preise Ende 2018 bei 21,1 Cent. Laut Eurostat zahlten Verbraucher in Europa Ende 2018 im Schnitt rund 3,5 Prozent mehr für Strom als 2017. Die Durchschnittspreise am Spotmarkt kletterten binnen Jahresfrist von knapp 30 Euro je Megawattstunde auf rund 50 Euro aktuell. Die liquiden DE-Futures für 2020 liegen knapp darunter bei 48,10 Euro pro MWh. Schitter: „Die Konkurrenz am Strommarkt hat zugenommen, doch die E-Wirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht und ist bereit, zuversichtlich die großen künftigen Aufgaben anzugehen.“

Sichere Stromversorgung ist Bevölkerung am wichtigsten

Eine sichere und unterbrechungsfreie Stromversorgung ist der österreichischen Bevölkerung nach wie vor der wichtigste Aspekt beim Thema Strom, ein möglichst niedriger Preis und die Stromerzeugungsart teilen sich den Platz zwei. Das ergab eine im ersten Halbjahr 2019 im Auftrag der E-Wirtschaft vom Gallup-Institut durchgeführte Marktforschung. Dass sich im Energiesystem etwas ändern muss, damit eine sichere Stromversorgung auch weiterhin gewährleistet werden kann, ist einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung klar. Jedoch denken 39 Prozent der Befragten, man könne den Umbau des Energiesystems ohne weiteren Netzausbau erzielen. „Unter anderem deshalb ist es so schwierig, Netzprojekte zu verwirklichen. Wir müssen hier noch besser erklären, warum wir Netze für die Versorgungssicherheit so dringend brauchen“, so Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie.

Mit 57 Prozent ist mehr als die Hälfte der Befragten für einen Ausbau der Erzeugung von Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. „38 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben in den letzten Jahren gehört, dass die Entwicklung in Richtung umweltfreundlicher, erneuerbarer Energie geht, jedoch nur drei von hundert Österreichern kennen Inhalte der „Klima- und Energiestrategie“, so Schmidt. Sie sieht alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gefordert, die Kommunikation zu verbessern und mehr Bewusstsein zu schaffen. 83 Prozent der Menschen trauen der E-Wirtschaft am ehesten zu, die anstehenden Maßnahmen umzusetzen.

Österreichs E-Wirtschaft ist bereit, das Energiesystem des 21. Jahrhunderts in Angriff zu nehmen und lädt alle ein, die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

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Oesterreichs Energie
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Pressesprecher
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