Mehr als 2.000 TeilnehmerInnen aus über 90 Ländern: Interreligiöses G20-Forum geht zu Ende

Thematisch fokussierte „G20 Interfaith Forum“ auf COVID19-Pandemie, Klimawandel und soziale Ungleichheit. Nun Anerkennung als offizielle „G20 Engagement Group“ gefordert.

Wien (OTS) Das siebte Interreligiöse G20-Forum konnte auch heuer wieder Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster religiöser Gemeinschaften und (inter)religiöser Organisationen aus aller Welt begrüßen.

Die Konferenz ging am vergangenen Samstag nach fünf Sitzungstagen zu Ende. Zu den zentralen Themen zählten heuer die COVID-Pandemie, der Klimawandel, soziale, ethnische und wirtschaftliche Ungleichheiten, ökologische Herausforderungen, sowie die Erhaltung und der Schutz heiliger Stätten.

Die Konferenz, welche ursprünglich in Saudi-Arabien, dem Gastgeberland des G20-Gipfels 2020, hätte stattfinden sollte, wurde wegen der Pandemie in den virtuellen Raum verlegt. Die Teilnehmerzahl lag bei insgesamt über 2.000 Personen aus mehr als 90 Ländern.

Zum Abschluss des Forums gaben die Veranstalter – das Internationale Dialogzentrum (KAICIID), die G20 Interfaith Association, die Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) und das Nationale Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens – eine gemeinsame Erklärung ab. Sie fordern eine stärkere Einbindung von ReligionsführerInnen sowie religiöser Gruppierungen in die globale Politikgestaltung.

Die vollständige Erklärung finden Sie hier. Im Folgenden ein kurzer Auszug:

Das fünftägige Forum brachte führende Persönlichkeiten aus diversen Religionsgemeinschaften, VertreterInnen interreligiöser Netzwerke und Organisationen, RegierungsvertreterInnen, führende Persönlichkeiten der Vereinten Nationen (UNO), sowie insgesamt rund zweitausend Zuhörerinnen und Zuhörer aus der ganzen Welt zusammen.

Die während des Forums erörterten Empfehlungen beruhen auf der Erfahrung der Welt des Glaubens sowie auf den Erkenntnissen religiöser Persönlichkeiten und Institutionen. Die Vorschläge beziehen sich auf alle Aspekte der globalen Bestrebungen für menschliche Entwicklung, wie sie in den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals“, SDGs) formuliert sind.

Die wichtigsten Empfehlungen werden dann am G20-Gipfel im November in Riad, Saudi-Arabien, den Staats- und Regierungschefs vorgelegt.

Eine zentrale Empfehlung lautet, dass es an der Zeit ist, das Interreligiöse G20-Forum bei künftigen G20-Gipfeln als offizielle Arbeitsgruppe („G20 Engagement Groups“) anzuerkennen. Sogenannte „Engagement Groups“ gibt es bereits zahlreiche andere relevante Themenfelder betreffend, darunter z.B. „Wirtschaft“, „Jugend“, „Wissenschaft“ oder „Zivilgesellschaft“. Sie arbeiten mit einer Vielzahl von Organisationen aus G20-Ländern zusammen, um politische Empfehlungen zu formulieren, die dann den Staats- und Regierungsoberhäuptern der G20 zur Begutachtung vorgelegt werden.

In seinen Schlussworten forderte Faisal bin Muaammar, Generalsekretär von KAICIID mehr Kooperation von Religion und Politik. „Das Interreligiöse G20-Forum hat gezeigt, wie breit und umfassend die Arbeit religiöser Akteurinnen und Akteure ist. Ich möchte meinen Aufruf an den derzeitigen Gastgeber des G20-Gipfels, das Königreich Saudi-Arabien, und den nächsten Gastgeber, Italien, wiederholen. Sie mögen diesen Beitrag würdigen, indem sie die interreligiöse Zusammenarbeit als integralen Teil des G20-Prozesses anerkennen.“

„Das Engagement und die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Jahr waren wirklich außerordentlich“, so Prof. Cole Durham, Präsident der G20 Interfaith Forum Association und Gründungsdirektor des Internationalen Zentrums für Rechts- und Religionswissenschaften. „Niemals zuvor haben wir die dringende Notwendigkeit gesehen, dass Religionsgemeinschaften mit Politikerinnen und Politikern zusammenarbeiten müssen, um die neuen und miteinander verknüpften Herausforderungen zu bewältigen, vor denen die Welt aktuell steht.“

Die durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Krise war in den Diskussionen des Forums das zentrale Thema. Miguel Ángel Ángel Moratinos, Hoher Vertreter der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC), eröffnete das Forum mit der Feststellung, dass „diese Krise der Menschheit die tief verwurzelten sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten, die unsere Gesellschaften seit langer Zeit quälen, verstärkt hat.“

Die Vortragenden hielten fest, wie COVID-19 die Herausforderungen im gesamten Bereich der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO (SDGs) verschärft habe. Moratinos forderte „einen anderen, auf Einheit und Solidarität basierenden Ansatz – vor allem aber Mitgefühl und Demut“. In diesem Zusammenhang unterstrich er die Notwendigkeit der „Annäherung von religiösen und staatlichen Akteurinnen und Akteuren“.

Ein eindrückliches Zeugnis über die allgegenwärtige Bedrohung durch COVID-19 lieferte Dr. Nezar Bahabri, Direktor der Abteilung für Innere Medizin im Dr. Soliman Fakeeh Hospital (DSFH) im Königreich Saudi-Arabien. Obwohl er selbst mit dem Virus infiziert war, sprach er online über die Rolle der religiösen Führerinnen und Führer, die den Gläubigen Trost spenden und ihnen helfen, ihre Religion inmitten der durch die Pandemie verursachten sozialen Einschränkungen zu praktizieren.“

Katherine Marshall von der Georgetown Universität sah in der Vielfalt der behandelten Themen ein großes gemeinsames Anliegen der Vertreterinnen und Vertreter aus Religion und Politik.

„In so unterschiedlichen Bereichen wie der Gesundheitsversorgung und der Versorgung von Flüchtlingen und Menschen, die während der Krise ihre Existenzgrundlage verloren haben, muss die globale Hilfe denjenigen zugutekommen, die sie am dringendsten benötigen. Religionsgemeinschaften können auf die dringendsten Bedürfnisse hinweisen und die Umsetzung beaufsichtigen, denn dies ist ihre Sorge und ihr zentraler Auftrag.“

Das Interreligiöse G20-Forum sucht durch dynamische Zusammenarbeit mit führenden Vertreterinnen und Vertretern multireligiöser Netzwerke sowie Politikerinnen und Politikern nach globalen Lösungen. Die Diskussionen bezeugten die Notwendigkeit, dass die politischen Führungskräfte der Welt religiöse Stimmen in den politischen Entscheidungsfindungsprozess einbeziehen sollten, insbesondere beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungsoberhäupter im November 2020 in Riad.

Diese Zusammenarbeit baut auf den gemeinsamen Werten der Solidarität, des Zusammenlebens und des Respekts auf. Die formellen Empfehlungen, die sich aus den Beratungen des Interreligiösen G20-Forums ergeben haben, werden in den kommenden Wochen der G20-Führung vorgelegt.

Das Forum ist der Höhepunkt eines monatelangen Konsultationsprozesses, der sechs regionale Treffen und Arbeitsgruppen zu wichtigen Themen umfasste. Daran beteiligt waren religiöse Führerinnen und Führer, religiöse Organisationen, Politikerinnen und Politiker, Fachleute sowie Meinungsbildnerinnen und Meinungsbildner aus 70 Ländern auf fünf Kontinenten – Afrika, Asien, Europa, der arabischen Region, Lateinamerika und Nordamerika.

In seinen Schlussworten forderte Bin Muaammar, dass Politikerinnen und Politiker das Potenzial religiöser Stimmen stärker anerkennen sollten. „Religiöse Gemeinschaften fördern starke, integrative, grüne, nachhaltige Wirtschaft, die auf Teilen und Zusammenarbeit beruhen. Sie können bei der Förderung von Gleichberechtigung, Integration und Respekt eine wichtige Rolle spielen. Sie können sich dafür einsetzen, dass die Auswirkungen von Handlungen auf andere berücksichtigt werden.

Sie tragen bereits zur Beendigung der Armut bei und lassen niemanden zurück. Sie setzen sich für den Zugang zu grundlegenden Leistungen für alle ein. In Partnerschaft mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und der Zivilgesellschaft setzen sie sich für gemeinsame Bürgerschaft, gute Regierungsführung, Toleranz und Versöhnung ein.

Zu den führenden Persönlichkeiten, die am Interreligiösen Forum teilnahmen, gehörten Dr. Amina Mohammed, Stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen; Abdullatif Al-Sheikh, Minister für religiöse Angelegenheiten im Königreich Saudi-Arabien; Dr. Mohamad Al-Issa, Generalsekretär der Islamischen Weltliga und Präsident der Internationalen Union Muslimischer Gelehrter; Seine Heiligkeit Patriarch Bartholomäus, Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom und Ökumenischer Patriarch; Seine Eminenz Scheich Dr. Shawki Ibrahim Allam, der Großmufti von Ägypten und Präsident des Internationalen Generalsekretariats für Fatwa-Ämter; Seine Heiligkeit Katholikos Aram I. Keshishian, Katholikos des Großen Hauses von Kilikien; Seine Eminenz Kardinal Miguel Angel Ayuso Guixot; Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog und Mitglied des KAICIID-Direktoriums; Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäische Rabbinerkonferenz und Dr. Hassan Nadhem, Minister für Kultur, Tourismus und Altertümer im Irak.

Weitere Beiträge leisteten: Rev. Kosho Niwano, designierter Präsident von Rissho Kosei-kai und Mitglied des Exekutivkomitees von Religions for Peace und Mitglied des KAICIID-Direktoriums; Dr. Kezevino Aram, Präsidentin des Shanti Ashram und Mitglied des KAICIID-Direktoriums; Prof. Azza Karam, Generalsekretärin von Religions for Peace; Elder David A. Bednar, Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi und der Heiligen der Letzten Tage; Rev. Kjell Magne Bondevik, ehemaliger Premierminister von Norwegen, Gründer und Vorsitzender des Oslo Centers und Anthony Abbott; und ehemaliger Premierminister von Australien und Schirmherr von Worldwide Support for Development.

Der G20-Prozess

Die Gruppe der Zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, oder G20, ist das wichtigste Forum für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der G20-Gipfel vereint die Staats- und Regierungsoberhäupter der führenden Volkswirtschaften der Welt.

Zusammen repräsentieren die G20-Mitglieder rund 80 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, zwei Drittel der Weltbevölkerung und drei Viertel des internationalen Handels. Das ganze Jahr über kommen Vertreterinnen und Vertreter der G20-Länder zusammen, um finanzielle und sozioökonomische Fragen sowie humanitäre Themen zu erörtern, die sich in den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO widerspiegeln.

Beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungsoberhäupter wird über die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit diskutiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des G20-Gipfels sind Staats- und Regierungsoberhäupter aus 19 Ländern und der Europäischen Union. Außerdem nehmen Vertreterinnen und Vertreter des Gastlandes sowie regionaler und internationaler Organisationen am Gipfel teil.

Das Interreligiöse G20-Forum

Das Interreligiöse G20-Forum sucht in Zusammenarbeit mit religiösen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Politikerinnen und Politikern nach globalen Lösungen. Es stützt sich auf die wichtige Rolle, die religiöse Institutionen und Überzeugungen in der Weltpolitik spielen und präsentiert die Vielfalt von Institutionen, Ideen und Werten. Zu den Mitgliedern des Forums gehören interreligiöse und interkulturelle Organisationen, religiöse Führungspersonen, Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft, aus Entwicklungs- und humanitären Organisationen sowie aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Das Interreligiöse G20-Forum wird jährlich im Gastgeberland des bevorstehenden G20-Gipfels abgehalten. Es bietet eine Plattform für religiöse Institutionen und Initiativen, die sich global engagieren. Ziel der Treffen ist es, aussagekräftige Ergebnisse und Empfehlungen zu erarbeiten, die den G20-Gipfel und damit auch die globale politische Agenda mitgestalten. Die Agenda des Interreligiösen G20-Forums 2020 baut auf den Zielen des sozialen Zusammenhalts, der Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit auf, die von Anfang an ein zentrales Thema des Forums waren.

Für weitere Informationen besuchen Sie www.g20interfaith.org und https://www.kaiciid.org/

Rückfragen & Kontakt:

KAICIID Communications
E-Mail: press@kaiciid.org
Phone: +43 699 102 36 399

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