SERPENTINE temporäre Kunstintervention entlang der Großglockner Hochalpenstraße

Unter diesem Titel wird das hochalpine Naturerlebnis entlang der denkmalgeschützten Hochalpenstraße bis November 2022 von weiteren zeitgenössischen Kunstwerken begleitet.

Salzburg (OTS) Das Projekt: 2020-2022
2019 wurde von den drei Kooperations-Partnern Land Salzburg, Land Kärnten und Großglockner Hochalpenstraßen AG ein Kuratoren-Wettbewerb ausgeschrie-ben, mit dem Ziel, ein Konzept zur Errichtung von temporären künstlerischen In-terventionen entlang dieses heute unter Denkmalschutz stehenden österreichweit größten Baudenkmals des 20. Jahrhunderts zu entwickeln. Kurator, Michael Zinganel, erläutert sein Projekt, das von der Jury ausgewählt wurde: „Der Titel dieses Kunstprojektes, bezieht sich auf die mäandernde Fahrt über die vie-len Kehren der Großglockner-Hochalpenstraße. Diese repräsentiert eine ‚Schwel-lenlandschaft‘ par excellence, eine ‚Gegenwelt‘, die zu der des Alltags nicht größer sein könnte, in der sich die Erfahrung der augenscheinlichen Erhabenheit (und Gewalt) der Natur und der Ästhetik der technologischen Infrastruktur verbinden – in Glücksgefühlen und Angst, immer knapp am Himmel und knapp am Abgrund zugleich.“

Die Künstlerinnen und Künstler

Die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler realisieren in zeitlich aufeinander-folgenden Etappen temporäre Arbeiten an unterschiedlichen Standorten entlang der Straße, die sich zu einem weiträumigen Parcours fügen. In ihren wohldurch-dachten und ortsspezifischen Kunstwerken stellen sie sich nicht gegen diese gran-diose alpine Erlebnislandschaft, sondern integrieren sich in existierende religiöse, politische, verkehrstechnische, landwirtschaftliche und touristische Darstellungs-techniken und Rituale. Dabei schärfen sie den Blick für Themen, die in der Ge-schichte des Straßenprojekts bereits angelegt sind: die Obsession zur Beherr-schung der Natur, der Weg als Ziel, die Straße als Sportgerät, Teststrecke und Wallfahrtsroute, die Glücksgefühle und Todesängste, die sich hier gleicherma-ßen einstellen, die Fahrzeuge als essentielle Weggefährten, die Vertreter der menschlichen Spezies in großer Anzahl und Dichte hoch hinauf und tief hinunter durch die Landschaft tragen, durch Lebensräume von Wild- und Nutztieren, ent-lang steigender Schneegrenzen und schmelzender Gletscher – deren Erhabenheit wie auch Verletzlichkeit immer vor Augen.

Neu bei Serpentine 2021: Gemälde, Skulpturen & Container-Kino

Zeitgenössische Kunstwerke begleiten das hochalpine Naturerlebnis entlang der denkmalgeschützten Großglockner Hochalpenstraße. Bereits 2020 waren 12 Gemälde und 4 Skulpturen zu sehen. Dieses Jahr sind ab 25. Juni 2021 zwischen dem Haus Alpine Naturschau unter dem Fuscher Törl, dem Kasereck und der Kai-ser-Franz-Josefs-Höhe weitere Gemälde, große Skulpturen und ein „Container-Kino“ am Berg folgender Künstler zu sehen:
Thomas Hörl und Peter Kozek zeigen in einem kleinen Non-Stop Auto-Kino erstmals ihren Film LICHTHÖHE, der 2020 vorrangig zu Nachtzeiten gedreht wurde, an denen die Film-Crew den Berg ganz für sich al-leine hatte. Die bezaubernden, traumartigen Bilder werden hier der touris-tischen Realität gegenübergestellt.
Ralo Mayer foliert die legendäre Rotations-Schneefräse „Eisbändiger“ von Franz Wallack aus dem Jahr 1954 – einen Prototypen für die Naturbeherr-schung durch Technik – mit einem grafischen Muster aus Geschichte(n) der Straße. Die Schneefräse wird dadurch zum „Erlkönig“, wie die Test-fahrzeuge von Autoherstellern, die am Glockner ihre Bewährungsprobe er-fahren.
Hannes Zebedin errichtet eine Doppelskulptur, deren Bauweise sich an den Lawinenverbauungen orientiert, die hier im Hochgebirge Touristen wie Nutztiere gleichermaßen schützen. Er steckt damit zwei kreisrunde Territo-rien ab, die Schutz- und Abwehrbedürfnisse sowie Ein- und Ausschlussme-chanismen von Grenzen thematisieren – jene zwischen Kulturraum und Naturraum ebenso, wie die zwischen Nationen und Nationenverbänden.
Iris Andraschek und Hubert Lobnig kommentieren in der neuen Instal-lation FROST den Klimawandel, indem sie in Blickbeziehung zum schmel-zenden Gletscher ein weiteres Auto als Display ausstellen, dessen Innen-raum hier mit Eis (temporär) zum „Frieren“ gebracht wird.
Anna Meyer erweitert ihre dystopische feministische Kritik der Überfor-mung der Natur um ein zusätzliches großes Billboard. Das Sujet in OPERA-TION AM OFFENEN GLETSCHER zeigt den Großglockner als reparaturbe-dürftiges „Sportgerät“ in Sichtachse mit dem „Caneletto-Blick“ der öster-reichischen Alpen, wie er in etlichen berühmten Gemälden männlicher Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts dargestellt wurde.

Weitere Informationen zu den Standorten der Kunstwerk sowie die Biogra-phien der beteiligten Künstlerinnen und Künstlern finden Sie unter www.serpen-tine.at.
Tipp: Neben der Outdoor-Ausstellung entlang der Großglockner Hochalpenstraße werden noch bis 29. August 2021 zusätzliche SERPENTINE-Objekte im MMKK Klagenfurt Museum Moderner Kunst Kärnten ausgestellt – siehe www.mmkk.ktn.gv.at.

Johannes Hörl, Vorstand der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GRO-HAG) zeigt sich erfreut über die Erweiterung der Ausstellung: „Die neuen – und natürlich auch die bereits bestehenden – Werke dieses einzigartigen Kunst-Pro-jekts, die sich mitunter auch kritisch mit aktuellen Themen auseinandersetzen, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass sich geschützter Naturraum und zeitge-nössische Kunst, aber auch ein geschichtsträchtiges Umfeld und die Moderne nicht widersprechen. Ganz im Gegenteil: Die Interventionen zeigen, dass sich diese Dinge ganz hervorragend ergänzen und sich gegenseitig sogar in ihrer Wirkung unterstützen. Schön, dass wir uns bis 2022 an den spannenden Kunst-werken erfreuen können.“

„Straßen sind verbindendes Element in einer von Mobilität geprägten Gesell-schaft. Die Großglockner Hochalpenstraße erschließt zudem nicht nur Österreichs höchsten Punkt, sie verbindet auch die beiden Bundesländer Salzburg und Kärn-ten. Straßen verbinden aber nicht nur entfernte Punkte, sie erschließen auch die Räume zwischen diesen und werden selbst zum Ort der Begegnung und Interak-tion mit der sie umgebenden Landschaft. Im Falle des Kunstprojektes „Serpentine – A Touch of Heaven (and Hell)“ werden Reisende zu Kunstinterventionen entlang der Serpentinen geleitet und entdecken so neue Aspekte ihres Weges. Die Ausei-nandersetzung mit der Vielschichtigkeit der Großglockner Hochalpenstraße und des sensiblen alpinen Lebensraumes ist eine spannende Lesart der Kunstobjekte. Erweitert werden kann dieser außergewöhnliche Kunstgenuss übrigens durch ei-nen Besuch im Museum Moderner Kunst Kärnten, welches die Begleitausstellung zu Serpentine noch bis 29. 8. 2021 in Klagenfurt zeigt“, so Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser (Kärnten)

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (Salzburg) unterstreicht die Aussagen seines Kärntner Kollegen: „Gerade in Zeiten wie diesen freuen sich die Menschen darauf, die wunderbaren Naturlandschaften Österreichs und die damit verbunde-nen Freiheiten wieder in vollen Zügen zu genießen. Ein idealer Ort dafür: die Großglockner Hochalpenstraße, die als eine der größten touristischen Attraktionen Österreichs mitten ins Herz des Nationalpark Hohe Tauern und damit in eines der größten Schutzgebiete Europas führt. Und welch einzigartige Ergänzung dazu sind die SERPENTINE-Kunstwerke, die sich in den Naturraum einfügen und der Be-trachterin und dem Betrachter manchmal auch eine neue Perspektive eröffnen. Schön, dass Kunst hier an diesen un- und außergewöhnlichen Orten so unmittel-bar für alle erreichbar und erlebbar ist. Mit diesem bundesländerübergreifenden „Kunst am Bau“-Projekt in 2.500 Metern Seehöhe erlebt die langjährige und in-tensive Zusammenarbeit zwischen Kärnten und Salzburg im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Höhepunkt.“

Landeshauptmann-Stellvertreter, Kulturreferent Heinrich Schellhorn (Land Salzburg) erläutert: „Fast 48 km für die Kunst – die Glockner Hochalpen-straße ist ein spektakulärer Ausstellungsort, an dem wir Kunst und Natur auf be-sondere Weise ‚erfahren‘ können. Entlang der denkmalgeschützten Gebirgsstraße sind zeitgenössische Werke so platziert, dass sie für alle Passanten zugänglich und erlebbar sind. Mein Dank richtet sich an den Fonds Kunst am Bau und die GROHAG, die das hochalpine Erlebnis ermöglichen. Ich danke auch dem Land Kärnten für diese gelungene Kooperation sowie dem Kurator Michael Zinganel.“

„Noch heute staune ich und bin ehrfürchtig im Angesicht der unvorstellbaren Leis-tung, die damals in den Jahren 1930-35 – also inmitten schwierigsten Zeiten – mit dem Bau der Glocknerstraße erbracht wurde. Stellen Sie sich vor: In nur fünf Jahren wurde dieses monumentale Bauwerk errichtet! Und so kann die Groß-glockner Hochalpenstraße auch 86 Jahre nach ihrer Vollendung noch immer Vor-bild für uns alle sein – ein Beispiel dafür, was alles möglich ist, wenn der Wille groß und die Vision stark genug sind. Davor ziehe ich meinen Hut. Mit SERPEN-TINE zeigt die Umsetzung einer künstlerischen Vision, dass sich Natur und Kunst nicht von Grenzen beschränken und einengen lassen – und das ist auch gut so“, erklärt Straßenbauleiter DI Volker Bidmon i.V. von Straßenreferent LR Mar-tin Gruber (Land Kärnten).

Hildegard Fraueneder, Kunsthistorikerin und Jury-Vorsitzende, unter-streicht die Bedeutung des Projektes aus künstlerisch-historischer Sicht: „2018 – 100 Jahre nach der Ausrufung der Republik im Jahr 1918 – wurde im Fachaus-schuss des ‚Fonds für Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum‘ des Landes Salzburg die Idee aufgegriffen, die Großglockner Hochalpenstraße als eines der herausragenden Bauwerke der Zwischenkriegszeit in einem temporären künstleri-schen Projekt zu thematisieren. Das heute unter Denkmalschutz stehende und europaweit größte Baudenkmal war für die politische Selbstbehauptung Ös-terreichs der 1930er Jahre auch in Abgrenzung zum Hitlerregime in Deutschland von größter Bedeutung. So bezeichnete 1935 Kurt Schuschnigg, Bundeskanzler des austrofaschistischen Ständestaats, in der Festschrift zur Eröffnung die Groß-glockner Hochalpenstraße als ‚ein verheißungsvolles Symbol der völkerverbinden-den Mission Österreichs‘. Andererseits galt die Erschließung der Natur der Einlö-sung eines sich durchzusetzenden Anspruchs auf Mobilität und dem Versprechen einer spektakulären und vermeintlich unberührten hochalpinen Naturlandschaft.“

Bildmaterial finden Sie in unserer Mediathek.

Rückfragen & Kontakt:

Künstlerische und inhaltliche Fragen können gerne direkt an den Kurator Michael Zinga-nel gerichtet werden: zinganel@mur.at

Weitere Anfragen: Mag.a (FH) Patricia Lutz / Großglockner Hochalpenstraßen AG /
Rainerstraße 2, 5020 Salzburg / T: +43 (662) 87 36 73-116 / M: +43 (664) 531 94 69,
E-Mail: lutz@grossglockner.at

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