Sölden (OTS) – Die Gemeinde und die Wasserkraft Sölden nehmen Stellung zu den Aussagen von TIWAG-Vorstandsdirektor Johann Herdina und TIWAG-Projektleiter Wolfang Stroppa in dem am 27.04.2019 in der Tiroler Tageszeitung erschienenen Artikel „TIWAG hält an Ausbauplänen im Kühtai und Kaunertal fest“. Insbesondere sollen folgende Aussagen der TIWAG-Vertreter klargestellt werden:
1. „Sölden steht vor dem Wasserrechtsbescheid. Falls dieser negativ ausfallen sollte, werden wir unser Einzugsgebiet wieder erweitern.“
Die TIWAG hält damit unmissverständlich an ihrer Absicht fest, die Gurgler Ache aus dem hinteren Ötztal für den Ausbau des Kraftwerkes Kaunertal (AK Kaunertal oder Kaunertal II) abzuleiten. Das obwohl Sölden das Widerstreitverfahren gegen die TIWAG gewonnen hat. „Die TIWAG, die dem Land Tirol gehört, geht quasi schon davon aus, dass wir einen negativen Bescheid bekommen. Man bedenke, dass hier der Tiroler Landeshauptmann die entscheidende Behörde ist. Ein glasklarer Interessenskonflikt!“, so Söldens Vizebürgermeister Reinhard Scheiber. Sölden bleibt zuversichtlich, dass die diversen Bewilligungsverfahren für das Kraftwerk Gurgler Ache bald zu einem positiven Abschluss kommen. „Die Fakten sprechen für unser Projekt – wir haben aktuell drei Gutachten eingereicht, die das eindeutig belegen. Das KW Gurgler Ache ist umweltfreundlicher, wirtschaftlicher und wesentlich einfacher umzusetzen.“, erklärt Karl Riml, Obmann der Wasserkraft Sölden. Damit wäre das Wasser der Gurgler Ache vor der Ableitung aus dem Ötztal geschützt. „Leider hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass die TIWAG nichts unversucht lassen wird, um doch noch die Ableitung des Wassers im hinteren Ötztal zu erreichen.“
2. „Der vielfach kritisierte wasserrechtliche Rahmenplan sei „nicht der Türöffner“ im UVP-Verfahren. Es komme auf die bestmögliche Nutzung des Wassers im öffentlichen Interesse an.“
Durch den laut dem Rechtsvertreter von Sölden, Prof. Dr. Georg Eisenberger, „verfassungsrechtlich äußerst bedenklichen“ Wasserwirtschaftlichen Rahmenplan (WWRP) sollen der TIWAG Vorteile bei der Umsetzung ihrer Großprojekte, speziell beim Ausbau des Kraftwerks Kaunertal, für welches das Ötztaler Wasser essentiell ist, eingeräumt werden. Das vermeintliche öffentliche Interesse wird hier mit dem wirtschaftlichen Eigeninteresse der TIWAG gleichgesetzt. „Wenn der WWRP tatsächlich so unbedeutend wäre, hätte die TIWAG sich dann die Mühe gemacht und ein 361 Seiten starkes Konzept erstellt? Dabei geht es klar um Konzerninteressen“, kritisiert Scheiber.
3. „Auch sei es ein Fehlglaube, dass x kleine Kraftwerke umweltfreundlicher wären als ein großes.“
Das AK Kaunertal würde mit der Ableitung der Gurgler und Venter Ache dem gesamten Ötztal nachhaltig 80% des Wassers entziehen. Von den Auswirkungen auf Flora und Fauna ganz abgesehen, wäre der Verzicht auf das Wasser im Tal für die Tourismusregion existenzbedrohend. Beschneiungsanlagen werden daraus gespeist, das Rafting im Ötztal ist weltweit bekannt als Attraktion. „Dieses Verständnis von Umweltfreundlichkeit irritiert zutiefst. Einzelne Kleinkraftwerke, die das Erscheinungsbildes des Ötztals in keiner Weise beeinträchtigen, sind natürlich umweltfreundlicher als ein Monsterprojekt, das das Ötztal quasi trockenlegt“, so Bernhard Riml, Obmann des Ötztal Tourismus.
Zur Klarstellung der Wirtschaftlichkeit der Sölder Projekte, die von Herdina und Stroppa in Frage gestellt wurde: „Es sei sämtlichen Bürgerinnen und Bürgern von Sölden versichert: Wir verfolgen nur rentable Kraftwerksprojekte. Dies wird uns auch von sämtlichen Experten in den von uns eingeholten energiewirtschaftlichen Gutachten attestiert“, betont Bürgermeister Mag. Ernst Georg Schöpf. So würde beispielsweise das Kraftwerk bei vergleichsweise kleiner Größe einen essentiellen Beitrag zur Stromautonomie im Ötztal leisten. Bei Realisierung des Projekts könnte der jährliche Strombedarf von rund 15.000 Haushalten gedeckt werden. Im Übrigen wird von vielen Experten mittlerweile die Ansicht vertreten, dass Pumpspeicherwerke – wie Kaunertal II eines wäre – längst ein Modell der Vergangenheit sind.
Hintergrundinformationen zu den Kraftwerksprojekten von Sölden: Sölden beantragte 2008 die wasser-, naturschutz- und forstrechtliche Bewilligung für das KW Gurgler Ache. Die TIWAG stellte erst 2009 den Antrag auf Bewilligung des Ausbaus des Kraftwerks Kaunertal (AK Kaunertal). Zeitgleich brachte die TIWAG einen Antrag auf Einleitung eines Widerstreitverfahrens ein, weil KW Gurgler Ache und AK Kaunertal mit der Nutzung Gurgler Ache dieselbe Wasserressource voraussetzen und daher nur eines von beiden Projekten ausgeführt werden kann. Sölden gewann Ende 2014 das Widerstreitverfahren zugunsten des KW Gurgler Ache. Seither laufen die Bewilligungsverfahren, allerdings nur stockend. Die Gemeinde Sölden ist zuversichtlich, dass es nun zu keinen weiteren Verzögerungen kommt und die erforderlichen Bewilligungen erteilt werden. Zusätzlich stellte Sölden 2014 auch einen Antrag auf Widerstreitentscheidung für ein weiteres Kleinkraftwerk an der Venter Ache. Aktuell läuft hier das Widerstreitverfahren gegen das TIWAG-Projekt AK Kaunertal und ein UVP-Feststellungsverfahren.
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