Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 14. November 2020. Von ALOIS VAHRNER. „Österreich zurück im harten Lockdown“.

Innsbruck (OTS) Die Bundesregierung wird heute weitere einschneidende Maßnahmen verkünden. Ein harter Lockdown, obwohl viele längst Corona-müde sind und viele um ihre Existenz bangen. Aber das Gesundheitssystem steuert auf den Kollaps zu.

Die Hoffnung im Frühjahr war groß, dass es ein solches Niederfahren von öffentlichem Leben und Wirtschaft nicht mehr geben wird oder muss. Einen Lockdown mit Einschränkungen auch bis tief in den privaten und beruflichen Bereich, der in einem freien Land eigentlich nicht zumutbar ist.
Österreich hatte die erste Corona-Welle dank großer Solidarität und Opferbereitschaft der Bevölkerung vergleichsweise gut und rasch geschafft. Die Öffnungen kamen schrittweise, gleichzeitig sanken im Laufe der Wochen und Monate die Vorsicht der Menschen und die Bereitschaft, etwa die Abstandsregeln einzuhalten. Zwar warnten Politik und Experten unablässig vor drohenden schwierigen Herbst- und Wintermonaten, aber das ist letztlich auch angesichts der grundsätzlich nur allzu verständlichen Pandemie-Müdigkeit verhallt. Jetzt allerdings türmt sich die zweite Corona-Welle früher als erwartet und jetzt schon größer als im Frühjahr auf.
Österreich ist vom auch von der Regierung selbst ernannten Musterschüler leider zu einem europäischen Problemland geworden. Die Infektionskurve zeigt seit vielen Wochen steil nach oben, die Erkrankungs-Zahlen liegen (gemessen an der Bevölkerung) dreimal so hoch wie in Deutschland. Ja, es geht auch um die zumindest teilweise Rettung der Tourismus-Wintersaison mit Zehntausenden Beschäftigten. Vor allem aber geht es darum, das Gesundheitssystem 5 vor 12 vor dem Kollaps zu bewahren. Die Kapazitäten in Krankenhäusern und da vor allem auch in den Intensivstationen, in denen auch viele 45- bis 60-Jährige liegen, drohen schon in Kürze gesprengt zu werden. Dann müssten die Ärzte notgedrungen entscheiden, wer überhaupt noch behandelt werden kann oder, man muss es so deutlich sagen, wer sterben muss. Eine unerträgliche Situation, die es so heuer etwa in der Lombardei zuhauf gegeben hat. Vorarlberg etwa spricht von einer „dramatischen Situation“, bereits in den nächsten Tagen könnte es diese so genannte Triage geben. Und auch in Tirol haben sich die Ärzte mit eindringlichen Appellen an die Bevölkerung gewandt.
Die türkis-grüne Bundesregierung wird heute wohl in Richtung harter Lockdown gehen und dies mit einer Art Notwehr wegen der drohenden Gesundheits-Katastrophe begründen. Möglicherweise wieder wie im Frühjahr mit der Schließung auch von Schulen, dem Handel und einer Reihe weiterer Bereiche. Mit massiven Folgen für die Wirtschaft, Arbeitsplätze, das Budget und für jeden Einzelnen, vor allem auch die Kinder. Trotz Impfstoff-Hoffnung flackert das Licht am Ende des Tunnels leider noch eher schwach.

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