Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 26. August 2020. Von ALOIS VAHRNER. „Klare Regeln, auch für ganz Europa“.

Innsbruck (OTS) Bei der ersten Corona-Welle agierte jeder EU-Staat auf eigene Faust. Angesichts der leider wieder steigenden Infektionszahlen braucht es in Österreich klare Regeln, vor allem aber mehr europäischen Gleichklang.

Angesichts der sich rasant ausbreitenden Corona-Pandemie wurde Europa ab Februar/März komplett aufs Abstellgleis gestellt. Praktisch alle Mitgliedsländer schlossen weitgehend ihre Grenzen und schotteten sich ab. Jeder war sich selbst der Nächste, die EU spielte für geraume Zeit keine Rolle. Brüssel, das praktisch über keine Gesundheits-Entscheidungskompetenzen verfügt, meldete sich anfangs aber auch viel zu leise zu Wort – etwa auch, als Mitgliedsländer wie Frankreich oder Deutschland ihre Grenzen für in anderen EU-Ländern dringend benötigte Medizin­ausrüstungs-Exporte geschlossen hielten. Zum Glück wurde das dann abgestellt, auch in Österreich wurden etwa Covid-Patienten aus Südtirol oder Frankreich behandelt – der 750-Milliarden-Wieder­aufbaufonds gelang schließlich doch.
Die Grenzen für den zusammengebrochenen Reiseverkehr gingen spätestens im Juni sukzessive wieder auf. Jetzt allerdings, da die aus verschiedenen Urlaubsländern importierten Corona-Fälle wieder zunehmen (etwa aus Kroatien und Spanien), geht es wieder in die andere Richtung – vorerst mit Reisewarnungen und verlangten Covid-Tests. Und wieder, so scheint es, kocht da jedes Land sein eigenes Süppchen – ob mit unterschiedlichen Bewertungssystemen oder zum Teil auch aus durchaus egoistischen Motiven, etwa um den eigenen Tourismus zu stärken. Wie schon im Frühjahr, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder massiv vor Österreich-Urlauben warnte – obwohl Bayern selbst höhere Infektionszahlen hatte. Wie im Übrigen auch Öster­reich bei Kroatien, das damals im Gegensatz zu jetzt noch kaum betroffen war.
Österreich muss vor allem mit Blick auf die kommende Wintersaison extrem aufpassen, die Infektionszahlen im Griff zu behalten. Reisewarnungen oder gar Grenzsperren etwa aus Deutschland oder Holland wären fatal. Deshalb muss der Tourismus (und da gibt es gerade auch in Tirol, das letzten Winter schwere Kritik einstecken musste, sehr positive Signale) mit aller Kraft und umfassenden Konzepten den Urlaubern größtmögliche Sicherheit bieten. Da müssen alle mit voller Kraft mitziehen, allfällige schwarz­e Schafe gehören streng bestraft. Und es braucht auch möglichst bald klare und nachvollziehbare Regeln durch die Politik. Nicht etwa solche wie eine Maskenpflicht wie in Kärnten ab 21 Uhr (vorher scheint die Gefahr überschaubar zu sein) auf Straßen und Plätzen, während wie in Velden nebenan in manchen Bars dicht an dicht – und von der patrouillierenden Polizei unbehelligt – maskenfrei gefeiert werden darf.

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