TSSP: „Wir lassen uns nicht täuschen!“

Alpenverein lässt Unterstellungen der TSSP-Befürworter nicht gelten

Den Vorwurf, überzogene Wortmeldungen zum TSSP abzugeben und Propaganda zu betreiben, können wir nicht so stehen lassen. Dazu lässt er sich allzu leicht entkräften

Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein

Innsbruck (OTS) Als „äußerst bedenklich“ stuft der Alpenverein die Reaktionen auf seinen Protest gegen die neue Fassung des Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramms (TSSP) ein. Den beschwichtigenden Tenor der Befürworter, der Entwurf enthalte ohnehin keine fundamentalen Änderungen, dürfe die Tiroler Bevölkerung nicht auf sich sitzen lassen.

Den Vorwurf, überzogene Wortmeldungen zum TSSP abzugeben und Propaganda zu betreiben, können wir nicht so stehen lassen. Dazu lässt er sich allzu leicht entkräften„, sagt Liliana Dagostin, die Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein.

„Wer behauptet, die Warnungen des Alpenvereins seien übertrieben, verharmlost die Tatsachen. Wir lichten die Nebel aber gerne, weil wir die Augen vor der beabsichtigten Schädigung unserer Naturräume nicht verschließen werden“, so Dagostin.

Neuerschließung als Erweiterung umetikettiert

Die Juristin Liliana Dagostin zu den konkreten Änderungen im neuen Seilbahnprogramm: „Es stimmt, dass im TSSP-Entwurf geschrieben steht, Neuerschließungen seien nicht zulässig. Das ist aber schlicht und einfach ein Marketing-Gag, der das Gewissen der Skifahrerinnen und Skifahrer beruhigen soll. Denn gleich im darauffolgenden Absatz wird – ähnlich wie bereits 2011 – der Begriff der Neuerschließung ausgehöhlt. Was bis heute Neuerschließung war, wird mit dem neuen TSSP ab 2019 als ‚Erweiterung‘ etikettiert.“ Als (erlaubte) Skigebietserweiterung gilt laut vorliegendem Entwurf etwa auch eine Anbindung an bestehende Skigebiete, wenn dadurch „nicht mehr als eine bisher unerschlossene Geländekammer in Anspruch genommen wird“.

Liliana Dagostin dazu: „Wer bei den viel zitierten ‚Arrondierungen‘ eine kleinräumige Abrundung vor Augen hat, vergisst, dass die zweite Bedeutung des Wortes ‚Zusammenlegung‘ ist. Und zwar eine wie die beabsichtigte Zusammenlegung der Gebiete von Hochoetz bis ins Kühtai über die Feldringer Böden.“

Einander geografisch naheliegende Skigebiete dürfen nach dem TSSP neu unter gewissen Voraussetzungen auch zusammengeschlossen werden, „wenn ein Tal und/oder Rücken und/oder bis zu zwei Gebirgskämme beansprucht werden“.

Weichen für Erweiterungsprojekte werden gestellt

Indem man etwa die Verkehrsreduktion und die Nähe zu bestimmten Talorten wie Innsbruck oder Schwaz als Pro-Argument für neue Skigebietserweiterungen bereits im neuen TSSP verankert hat, sind die Weichen für Projekte wie Weerberg-Hochfügen-Tux ganz klar gestellt.

„Es ist zweitrangig, ob bereits ein konkreter Projektantrag besteht, eingereicht wurde oder erst ausgearbeitet werden muss: Mit dem Inkrafttreten des neuen TSSP werden solche Visionen umsetzbar und das ist gefährlich genug“, so Gerald Aichner, 1. Vorsitzender des Tiroler Landesverbands im Alpenverein. Dass Projekte wie Hochoetz-Kühtai oder Hochfügen-Tux mit dem neuen TSSP Wirklichkeit werden können, steht für den Alpenverein außer Zweifel.

Bevölkerung muss sich wehren

„Jene, die betroffen sind – nämlich die Einwohner vor Ort – müssen sich jetzt wehren! Ich frage mich, wie viele ohnehin bereits stark verkehrsbelastete Inntaler sich wirklich wünschen, vor ihrer Haustüre den Parkplatz für das überfüllte Zillertal zu stellen“, so der Landesverbandsvorsitzende. Welche Auswirkungen das neue Seilbahnprogramm haben würde, scheine vielen aufgrund der mangelnden Einbindung in die Entscheidungsprozesse nicht bewusst zu sein.

„Wo sollen die Erschließungsprojekte in Tirol enden? Wann ist der Punkt erreicht, an dem nichts mehr geht, an dem auch die Natur an ihre Grenzen kommt? Wann ist genug genug? Es braucht klare Ausbaugrenzen, die auch dem ewigen politischen Kuhhandel und so manchen Einflüsterern standhalten können. Solche Grenzen sind im vorliegenden Entwurf des TSSP nicht zu finden. Im Gegenteil, das neue Seilbahnprogramm ließe aufgrund der offenen Formulierungen noch viel mehr zu als bisher“, warnt Gerald Aichner.

Alpenverein fordert umfassenden Beteiligungsprozess

Im vorliegenden TSSP-Entwurf werden eindeutig momentane wirtschaftliche Interessen einer langfristigen und nachhaltigen Regionalentwicklung vorgezogen. Das ist so nicht akzeptierbar.

Der Alpenverein fordert daher die Verlängerung des bestehenden Seilbahnprogramms, bis in einem umfassenden Beteiligungsprozess aller relevanten Interessensgruppen ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird. 

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