Davor: „Der Arlberg – Das verborgene Paradies“ im „Universum“
Wien (OTS) – Im Mittelpunkt der siebenten Folge der „Universum History“-Zeitgeschichteserie „Unser Österreich“ über die Geschichte der österreichischen Bundesländer im 20. Jahrhundert steht am Dienstag, dem 12. Dezember 2017, um 21.05 Uhr in ORF 2 die Gebirgsregion des Montafon mit seiner „grünen“ Grenze zur Schweiz. Das Dokudrama „Vorarlberg – Tor zum Westen“ von Reinhold Bilgeri und Markus Barnay erzählt die Geschichte Vorarlbergs anhand der Erlebnisse der Montafoner Familie Juen, die von den dramatischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts unmittelbar betroffen war. Der Film entstand als Produktion der Bilgeri Film Productions GmbH für den ORF, gefördert von BMBF, Zukunftsfonds der Republik Österreich und Land Vorarlberg. Davor steht um 20.15 Uhr Heinz Legers „Universum“-Dokumentation „Der Arlberg – Das verborgene Paradies“ auf dem Programm von ORF 2.
Universum: „Der Arlberg – Das verborgene Paradies“ (20.15 Uhr, ORF 2)
Mächtig türmen sich die Schneemassen auf den tief verschneiten Hängen. An den steilen Graten hat der Wind bizarre Schneewechten geformt und weiter unten tragen Latschen und Zirben schwer an der glitzernden Pracht. Der Arlberg ist der Inbegriff winterlicher Idylle – und die Wiege des alpinen Skilaufs. Doch das berühmte Skigebiet, das Tirol und Vorarlberg verbindet, ist noch viel mehr. „Ich hätte mir nie gedacht, dass es in einem so kleinen touristisch genutzten Gebiet so viel unberührte Natur geben kann“, erzählt Regisseur Heinz Leger. Gemeinsam mit den Kameramännern Josef Neuper, Harald Mittermüller und Otmar Penker hat er das Land rund um den Patteriol in allen vier Jahreszeiten porträtiert. „Der Arlberg – Das verborgene Paradies“ entstand als Koproduktion von ORF, epo-film und Blue Danube Media, gefördert von Land Vorarlberg und Cine Tirol.
Universum History: „Unser Österreich: Vorarlberg – Tor zum Westen“ (21.05 Uhr, ORF 2)
Regisseur Reinhold Bilgeri („Der Atem des Himmels“) und ORF-Redakteur Markus Barnay begleiten in ihrem Film eine Familie, die das harte Leben in den alpinen Gebirgsregionen gleichermaßen repräsentiert wie den Wandel der Lebensumstände entlang der Grenze. Die Brüder Meinrad und Wilhelm Juen und ihre Schwester Ludwina wuchsen auf einem Bergbauernhof im Montafon auf – und benötigten, so wie die meisten ihrer Landsleute, neben der eigenen Landwirtschaft zusätzliche Einnahmequellen zum Überleben. Bevor der Tourismus im Lauf des 20. Jahrhunderts auch das Montafon erreichte, waren viele Menschen gezwungen, saisonweise auszuwandern und in der Fremde zu arbeiten, andere verlegten sich – so wie die Juen-Brüder – auf Tätigkeiten, die zwar illegal, aber doch weit verbreitet waren: Schmuggeln, Schwarzschlachten oder Wildern.
Spätestens mit Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch das nationalsozialistische Regime wurde die Grenze zur Schweiz zum „Tor zur Freiheit“. Die erfahrenen Schmuggler betätigten sich nun auch als Fluchthelfer, die vielen Menschen das Leben retteten. Weil sie sich dafür bezahlen ließen, wurde ihnen auch nach dem Krieg lange die Anerkennung verweigert. Auch die Nachkommen der Brüder Juen mussten im Spannungsfeld zwischen lebensrettender Fluchthilfe und bezahlten Schlepperdiensten eine Position finden: Magdalena Burtscher, die Enkelin von Meinrad Juen, bewundert den Mut und die Zivilcourage ihres Großvaters. Friedrich Juen, der Enkel von Wilhelm, selbst begeisterter Heimatforscher, schlüpfte in einer Theaterproduktion sogar in die Rolle seines Großonkels Meinrad. Und Christina Juen, seine Tochter, möchte als angehende Geschichtslehrerin junge Menschen darauf aufmerksam machen, dass man auch unter den schwierigen Umständen die Wahl zwischen Anpassung und Widerstand hatte. Meinrad Juen ging jedenfalls ein hohes Risiko ein: 1943 wurde er sogar verhaftet, konnte aber fliehen und versteckte sich bis zum Kriegsende vor den Behörden.
Die Grenze zur Schweiz war in Vorarlberg nicht nur während der NS-Zeit von besonderer Bedeutung: Jahrhundertelang war hier einerseits eine Konfliktlinie zwischen dem katholischen Habsburgerreich und den mehrheitlich reformierten Kantonen der Eidgenossenschaft, andererseits gab es traditionelle Wirtschaftsbeziehungen zwischen den benachbarten Regionen am Rhein. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie wurde die Schweiz für viele Vorarlberger sogar zu einem Hoffnungsland: 80 Prozent der Abstimmenden sprachen sich 1919 in einer Volksabstimmung für Verhandlungen über einen Beitritt Vorarlbergs zur Schweiz aus. Das Anliegen blieb allerdings bei den Friedensverhandlungen von Saint-Germain ungehört.
Nach 1945 erwies sich die Schweiz als wichtige Geldquelle für das Wirtschaftswachstum und damit für den Aufstieg Vorarlbergs zu einer der führenden Industrieregionen: Mit Hilfe einer eigenen Verrechnungsstelle für die Geschäfte mit der Schweiz und mit Schweizer Frankenkrediten wurde die Wirtschaft in Vorarlberg wieder angekurbelt – die Grenze zur Schweiz wurde so zu einem der wesentlichen Standortvorteile Vorarlbergs im Vergleich zu anderen österreichischen Bundesländern. Über diese Aspekte der Geschichte berichtet in „Vorarlberg – Tor zum Westen“ der Historiker Meinrad Pichler, während sich die Kulturwissenschafterin Edith Hessenberger den Fluchtgeschichten im Montafon widmet, denen sie in zahlreichen Zeitzeugeninterviews nachgespürt hat.
In den Gebirgsregionen wie dem Montafon verlor dagegen die Schweizer Grenze ihre Brisanz: Hier wird mittlerweile auch das Schmuggeln von Waren nostalgisch verklärt – und von den touristischen Einrichtungen vermarktet. Für Friedrich Juen, den Nachkommen der Schmuggler und Fluchthelfer, sind die Berge rund um Gargellen aber bis heute das alltägliche Einsatzgebiet: Er arbeitet bei den örtlichen Bergbahnen und sorgt unter anderem durch Lawinensprengeinsätze für die Sicherheit der Skifahrer.
Nähere Informationen zur Produktion sowie zu den nächsten „Universum History“-Ausgaben „Das Burgenland – Ein Grenzfall“ und „Wien – Von Galizien in die Höhnegasse“ sind unter http://presse.ORF.at abrufbar.
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